Von Licht, Motoren und Kunst

Natur und Technik vereinen sich in den Werken von Prof. Dr. Alexander Kleimaier zu surrealen Kompositionen. Kunst ist für den Experten für elektrische Antriebe nicht nur eine kreative Ausdrucksmöglichkeit, sondern auch ein Kommunikationsmittel: Mit seinen Arbeiten stellt er die Frage, wie die Zukunft gestaltet werden kann, und regt auch Menschen, die weniger technikaffin sind, zum Diskurs an.

Professor Dr. Alexander Kleimaier kurbelt an einer Maschine und ein Licht geht an. „Diesen Motor haben wir selbst gebaut und patentiert“, erläutert er, „es ist eine Axialflussmaschine und in dieser Version könnte sie schon helfen, bei Stromausfall im Winter zumindest Licht zu haben. Bewegung wird in elektrische Energie übersetzt.“

Kräftiges Kurbeln – und Prof. Dr. Alexander Kleimaier geht ein Licht auf.

Übersetzung und Interpretation

Übersetzung spielt aber auch in anderer Weise eine Rolle in Alexander Kleimaiers Arbeit: Die Wände seines Labors an der Hochschule Landshut zieren Bilder, die zum Teil recht surreal anmuten, die interpretiert und „übersetzt“ werden wollen. Man sieht zum Beispiel einen australischen Tafelberg, dessen Felsstruktur teilweise durch Spulen ersetzt wurde – die gleichen wie in der Axialflussmaschine -, und wie Wasseradern reichen Metallelemente in die umliegende Wüste. „Was im Gehirn eines E-Technikers vorgeht“, erläutert Kleimaier lächelnd das Bild und ergänzt, „es geht aber auch auf einem fundamentaleren Level darum, was die heutige Welt ausmacht. Was sind Themen, die uns bewegen – was wird gefordert, was gefördert, gebraucht? Wie muss die Gesellschaft weitergebracht werden?“

Modularer Dauerberg von Alexander Kleimaier – das Werk hängt im E-Technik-Labor.

Natur im Labor

Natur und Technik – ihr Verhältnis ist zentral, um unsere künftige Welt zu gestalten. Somit drängt sich auch beides in die Kunst. „Wir leben, selbst wenn wir im Labor stehen, eben auch in und mit der Natur“, meint Kleimaier und outet sich damit als interdisziplinärer Wissenschaftler, schließlich ist das Verhältnis von Mensch und Natur auch in der Philosophie, der Anthropologie, der Soziologe und der Psychologie von Bedeutung. In Kleimaiers Bildern mischt sich beides auf immer wieder neue Weise: Eine aufgeschnittene Orange erinnerte ihn an Metallscheiben einer Maschine und wird im Bild mit ihnen kombiniert, und Zahnräder werden zum Teil eines klassischen Stilllebens neben metallenen Weintrauben. Aber es geht nicht nur um Technik, Technik erscheint auch selbst im Bild als Teil des Werks: Technische Elemente sprengen Bildrahmen und eine Solarzelle wirft in einem Gemälde integrierte LEDs an, das dann je nach Umgebungslicht leuchtet. Zudem interagieren die Werke mit den Apparaturen im Labor, finden in ihnen eine Art Fortsetzungen.

Die Studierenden jedoch, die im Labor arbeiten, nehmen die Bilder offenbar kaum war. Auf seine Arbeiten wird Kleimaier von ihnen fast nie angesprochen. Vielleicht haben sie unbewusst einen Einfluss auf die studentischen Arbeiten, vielleicht sind sie kreativer in einer kreativen Umgebung, die einen Blick über den Tellerrand ermöglicht. „E-Techniker sind nicht unbedingt die gesprächigsten“, meint Kleimaier, „da könnte Kunst schon eine geeignete Ausdrucksmöglichkeit darstellen.“

Ein Ort für kreative Arbeit – das E-Technik-Labor von Prof. Dr. Kleimaier.

Kommunikationstechnik

In seiner künstlerischen Arbeit sieht Kleimaier insbesondere auch eine Chance zur Kommunikation mit Fachfremden. Sie erlangen durch Kunst einen leichteren Zugang zu technischen Themen, die Scheu wird ihnen genommen. Hierbei spielt sicher auch eine Rolle, dass Kleimaiers Bilder zumeist freundlich und zum Teil humorvoll wirken – ganz anders als all die Dystopien, die man sonst so oft in sich mit der Zukunft auseinandersetzender Kunst sieht. Eine positive Vision der Zukunft zu haben und sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen ist wichtiger denn je:  „Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, müssen Menschen ein Gefühl für Technik haben, aber nicht abgeschreckt werden. Welche Art von Energie ist sinnvoll, was sollte gefördert werden – für solche Fragen sollten Bürger in einer Demokratie heute Interesse und ein wenig Ahnung mitbringen.“

Dies führt uns zurück zum Motor der Zukunft. Die Besonderheit der Landshuter Entwicklung ist, dass der Motor sehr einfach herstellbar ist und ein größeres Drehmoment hat als andere, damit also kompakter ist. Eine gute Idee, ebenso wie die Kunst und der Dialog. Vielleicht bedingt sich alles ein wenig.

http://www.alexander-kleimaier.de

Maja Jerrentrup


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